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Nachhaltige Energiegewinnung durch die Kraft der Gezeiten

reconcept-Geschäftsführer Karsten Reetz im Interview

Gezeitenkraftwerke mit garantierter Einspeisevergütung über 15 Jahre

Mit dem reconcept RE16 Meeresenergie Bay of Fundy II investieren Anleger in nachhaltige Energiegewinnung aus Meereskraft. Karsten Reetz, Geschäftsführer der reconcept-Gruppe, stellt das Angebot im Gespräch vor.

Herr Reetz, wie schon der Vorgänger investiert reconcept RE16 Meeresenergie Bay of Fundy II in die Entwicklung, den Bau und den Betrieb von Gezeitenkraftwerken. Können Sie das Angebot kurz umreißen?

Karsten Reetz: Anleger beteiligen sich am Bau und Betrieb von sechs umweltfreundlichen, da schwimmenden Gezeitenkraftanlagen, eingesetzt in der kanadischen Bay of Fundy – dort, wo der Tidenhub mit 13 bis 16 Metern weltweit am höchsten ist. Der Stromverkauf ist bereits vertraglich über ein sogenanntes PPA geregelt: Dieses Power Purchase Agreement garantiert einen festen Tarif für den Gezeitenstrom über 15 Jahre ab Inbetriebnahme. Investoren profitieren hiervon mittelbar über eine durchschnittliche Rendite von 5,7 Prozent jährlich.

Erzählen Sie uns mehr über die Bay of Fundy: Was macht diese als Standort so attraktiv? Ziehen Sie noch weitere Standorte in Betracht?

Vor der Ostküste Kanadas herrschen extreme Fluten, in der riesigen, 220 Kilometer langen und 60 Kilometer breiten Bay of Fundy kumulieren diese auf ein weltweit einmaliges Phänomen: Jede Tide lässt den Wasserstand in der Bucht auf 13 Meter und bei Springflut sogar auf 16 Meter ansteigen. Das ist nicht nur ein beeindruckendes Naturphänomen, diese weltweit einmalige Kraft der Gezeiten und die damit verbundenen hohen Strömungsgeschwindigkeiten von in der Spitze bis zu fünf Metern je Sekunde bieten auch eine einmalige Grundlage für Strom aus dem Meer. Die kanadische Provinz Nova Scotia will diese natürliche Energieressource bergen und fördert die Entwicklung und den Bau von Gezeitenkraftwerken daher gezielt mit hohen, festen Fördertarifen. Der Gezeitenstrom wird mit 530 kanadischen Dollar je Megawattstunde vergütet, umgerechnet rund 350 Euro je Megawattstunde. Ein wirklich hoher Tarif. Zum Vergleich: Das ist ungefähr sieben Mal so viel, wie sich derzeit für Solarstrom in Deutschland generieren lässt. Das macht eine Investition in Gezeitenkraft in der Bay of Fundy natürlich insbesondere interessant. Unser Investitionsfokus für Gezeitenkraftwerke bleibt daher absehbar Kanada.

Wie genau funktioniert ein Gezeitenkraftwerk?

Gezeitenkraftwerke nutzen die Energie aus dem ständigen Wechsel von Ebbe und Flut. Je höher der Tidenhub, also die Differenz des Wasserspiegels zwischen Ebbe und Flut, desto größer ist das Energiepotenzial aus der Tidenströmung. Es gibt verschiedene Bauweisen. Einerseits Gezeitenkraftwerke, für die ein Staudamm und ein großes Speicherbecken errichtet werden muss, um über das aufgestaute Wasser große Wasserturbinen anzutreiben und über die Generatoren Strom zu erzeugen. Allerdings haben diese Gezeitenkraftwerke extrem negative Auswirkungen auf das Ökosystem und die Artenvielfalt des Flusses beziehungsweise der Bucht. Bei FORCE 2 verhält es sich komplett anders: Wir setzen auf umweltfreundliche In-Flow-Gezeitenkraftwerke. Unsere Anlagen sind schwimmende, als Plattformen konstruierte Gezeitenkraftwerke im Trimaran-Design mit jeweils sechs Unterwasserturbinen. Die je 70 Kilowatt leistenden Generatoren stehen – ähnlich wie bei modernen Windturbinen – frei in der Strömung. Die Plattformen sind durch ein Drehgelenk mit Seilen am Meeresboden verankert und können sich um 360 Grad drehen. Durch diese konstruktive Besonderheit richten sich die Anlagen selbstständig nach der Gezeitenströmung aus.

FORCE 2 nutzt nicht den Tidenhub direkt, sondern die durch die Gezeiten verursachte Meeresströmung. Technisch basiert das schwimmende Kraftwerk auf einfachen physikalischen Prinzipien: Es nutzt die Dynamik der Tidenströmung und passt sich flexibel den unterschiedlichen Bewegungsmustern an.

Stellen die Turbinen der Plattformen nicht eine Gefahr für Fische und andere Meeresbewohner dar?

Nun, ähnlich wie auch ein Fischer mit seinem Kutter Einfluss nimmt auf die Ökologie des Meeres und das Habitat der Meerestiere, so ist auch der Einsatz von unseren Gezeitenkraftplattformen grundsätzlich ein Eingriff in die Natur. Doch eine tatsächliche größere Gefahr für die Meeresflora und -fauna sehen wir und auch die Gutachter nicht.

Unsere Testphase umfasst ein laufendes Umwelt-Monitoring, mit bisher guten Ergebnissen. Diese fließen einerseits in die technische Weiterentwicklung unserer Anlagen ein, sie sind zudem aufschlussreich für die Meeresforschung in der Bay of Fundy und nicht zuletzt für die Umweltbehörden vor Ort.

Stichwort Kollision: Unterwasseraufnahmen während einer mehrwöchigen Testphase zeigten, dass die Plattform von Fischen und größeren Meerestieren gemieden beziehungsweise umschwommen wird. Mit Ausnahme von einigen Quallen und einem einzigen Fisch näherte sich kein Meerestier der Plattform. Grund hierfür sehen Biologen darin, dass die meisten Meeresbewohner starken Strömungen grundsätzlich eher ausweichen, da sie sich darin nur mit hohem Kraftaufwand halten oder bewegen können. Tiere, die Strömungen aktiv nutzen, bewegen sich hingegen bevorzugt an den Rändern oder auf dem Grund von starken Strömungen. Dies ist übrigens auch gut in heimischen Gewässern zu beobachten. Die Rotoren unserer Plattformen sind aber da installiert, wo die Strömung am stärksten ist, und sich somit weniger Meerestiere aufhalten.

Stichwort Unterwasserlärm: Auch wenn es bisher keine verbindlichen internationalen Gesetze und Grenzwerte für menschgemachten Lärm in den Meeren gibt, so ist dieser doch wo immer möglich auch zu vermeiden, denn er kann eine Gefahr für Meeressäuger darstellen. Für unsere Pilotanlage wurden daher über mehrere Monate im Frühjahr 2019 Hydrophon-Daten erhoben. Die Gutachter von JASCO Applied Sciences, einem weltweit führenden Anbieter für Unterwasserakustik, zeichneten Daten auf, die belegen, dass der von der Plattform und ihren Turbinen erzeugte Unterwasserschall mit 128 dB re 1 μPa² deutlich unter den Schallpegeln typischer Schiffe in der Grand Passage liegt.

Das Umwelt-Monitoring wird zudem von Kanadas führendem Forschungszentrum für Gezeitenströmung, dem „Fundy Ocean Research Center for Energy“ in Nova Scotia begleitet. Das Institut führt bereits seit 2009 ein Programm zur Überwachung der Umweltauswirkungen (EEMP) durch, um die möglichen Auswirkungen des Turbineneinsatzes auf Fische, Seevögel, Meeressäuger und Hummer zu beobachten.

Wie schützt man auf der anderen Seite die Gezeitenkraftwerke vor Schäden durch beispielsweise Schiffsverkehr oder Treibgut?

Hier sind gleich zwei technische Besonderheiten unserer Anlagen hervorzuheben: Erstens das Plattform-Design. Seine parallel angeordneten drei Rümpfe (Trimaran) sorgen für einen geringen Widerstand und eine sehr gute Seiten- und Längsstabilität der Anlage.

Zweitens können die Turbinen bei zu hohen auf sie wirkenden Kräften automatisch aus dem Wasser gehoben oder unter Wasser festgehalten werden. Im Falle von schwerem Unwetter kann die Plattform auch komplett in einen geparkten Modus gebracht werden. Dies reduziert die Lasten auf die Plattform und die Verankerung drastisch, sodass damit auch schwerste Unwetter sicher überstanden werden können. Den Hurrikan Dorian im September 2019 beispielsweise hat unsere Pilot-Plattform ohne jeglichen Schaden gemeistert.

Was müssen Anleger bei der Zeichnung des Angebots beachten?

Wie bei jeder Investition in eine Vermögensanlage sollten Anleger sich mit unseren Investoreninformationen und den Zeichnungsunterlagen, speziell mit dem Verkaufsprospekt, beschäftigen und offene Fragen mit ihrem Berater bzw. Vermittler und gegebenenfalls auch einem Steuerberater klären. Über unser Beteiligungsangebot erhalten Investoren eine attraktive, unternehmerische Investmentchance. Unternehmerische Beteiligungen müssen aber grundsätzlich auch hinsichtlich ihrer Risiken zum Anlegerprofil passen.

Die Zeichnung erfolgt in CAD (kanadischen Dollar). Können Ein- und Auszahlungen auch in Euro vorgenommen werden?

Auf Wunsch sind Ein- und Auszahlungen auch in Euro möglich, diese erfolgen zum jeweiligen CAD-Wechselkurs. Unser Treuhand-Service organisiert den damit verbundenen Aufwand für unsere Kunden vollständig.

Wie setzen sich die Auszahlungen an die Anleger zusammen?

Anleger erwartet eine jährliche Rendite von durchschnittlich 5,7 Prozent*. Über die Gesamtlaufzeit bis Ende 2037 ist mit einer Auszahlung von kumuliert rund 196 Prozent inkl. Kapitalrückfluss zu rechnen. Bis zur Vollplatzierung erhalten Anleger zudem einen Frühzeichnerbonus von 2,75 Prozent p.a.

Herr Reetz, vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!

 

 

*Auszahlungen bezogen auf einen Beitritt zum 1. Januar 2021 sowie aufs Eigenkapital ohne Agio, vor kanadischen Steuern und Steuerberatungskosten, vor individuellen deutschen Steuern (Progressionstarif). Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet, er kann niedriger ausfallen.

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