Trump isoliert, aber befeuert die weltweite Klimaschutzdebatte

Das Bekenntnis von Paris ist durch Donald Trump neu entfacht, der Siegeszug der Erneuerbaren Energien lässt sich nicht stoppen.

Als Präsident Trump Anfang Juni den Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ankündigte war die Empörung groß. Ausgerechnet der zweitgrößte Kohlendioxid-Emittent will sich aus seiner Verantwortung zurückziehen und kündigte damit das wohl wichtigste globale Umweltschutzabkommen auf – und dies mit dem Argument „America first“. Die Kritik an der einsamen Entscheidung des US-Präsidenten war entsprechend laut und weltweit vernehmbar. Doch wer meint, die Klimaschutzpolitik sei seither auf einem absteigenden Ast irrt – das Gegenteil ist der Fall. 

Trumps Entscheidung wird dem Fortschritt der weltweiten Klimapolitik und damit dem Erfolgskurs der Erneuerbaren Energien nicht substanziell schaden können. Dafür spricht vieles: 

  • 194 Staaten sind weiterhin an Bord des Pariser Klimaschutzabkommens, sie haben ihr Bekenntnis zu den Zielen des Klimavertrags erneut unterstrichen
  • China und Europa haben bereits zugesagt, sich jetzt verstärkt für die Pariser Ziele einsetzen zu wollen – sie könnten gemeinsam eine Führungsrolle auf dem Weg zu einer sauberen und sicheren Energiezukunft übernehmen
  • mehrere US-Bundesstaaten wollen am Umweltschutz nach Pariser Vorgaben festhalten
  • zahlreiche internationale Konzerne, darunter die fünf wertvollsten US-Unternehmen Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft, haben angekündigt, sich nicht weiter um Trumps Entscheidung zu scheren.

Zudem: Verträge sind auch unter Donald Trump von der US-Regierung einzuhalten. Im Pariser Abkommen ist vertraglich festgeschrieben, dass es drei Jahre lang wirksam sein muss, bevor ein Staat kündigen darf. Es trat am 4. November 2016 in Kraft. Dann gibt es noch eine „Kündigungsfrist“ von einem Jahr. Das bedeutet, dass die USA frühestens am 4. November 2020 aussteigen können. Der Termin liegt dicht bei den nächsten Präsidentenwahlen in den USA. Sollte Trump nicht wiedergewählt werden, könnte ein neuer Präsident den Ausstieg also praktisch ignorieren. 

Sicher, die USA sind als große Industrienation nach China der größte CO2-Produzent, sie verbrennen Öl, Gas und Kohle wie kaum ein anderes Land. Aber so wenig, wie es den einen „Roten Knopf“ gibt, mit dem sich ein Land auf Klimaschutz- Modus umschalten lässt, so wenig gibt es diesen Roten Knopf für den umgekehrten Vorgang. Die Energiewende, der Ausbau der Erneuerbaren Energien und die damit verbundene Abkehr der Investoren von Kohle, Öl und Gas – das alles lässt sich nicht durch eine USA unter Trump umkehren.

Der Siegeszug der Erneuerbaren Energien lässt sich nicht stoppen.

Nicht zuletzt dank immer geringerer Gestehungskosten werden Zukunftsenergien bereits in naher Zukunft ohne Fördermechanismen am Markt bestehen. Das Bekenntnis von Paris ist durch Donald Trump neu entfacht, Klimapolitik wieder ein Thema, das die Menschen interessiert. Denn die Mehrheit weiß, auch ohne die USA wird der Rest der Welt einen Weg aus der Klimakatastrophe suchen und finden müssen. 

Ein Kommentar von Dennis Gaidosch, Geschäftsführer der reconcept consulting GmbH