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Aktuelles und Ausblick: reconcept über Emissionen und Nachhaltigkeit im Jubiläumsjahr 2023

Sven Jessen, Geschäftsführer der reconcept consulting GmbH im Interview


25 Jahre feierte die reconcept GmbH im März. Wie erlebte der Projektentwickler und Anbieter grüner Geldanlagen das Jubiläumsjahr? Sven Jessen, Geschäftsführer reconcept consulting GmbH, blickt auf die letzten Monate und spricht über Pläne.

Herr Jessen, gab es im bisherigen Jahresverlauf für das Geburtstagskind „reconcept“ etwas zu feiern, insbesondere mit Blick auf das Emissionsgeschäft?

Sven Jessen: Wir können ein positives Fazit für unser Jubiläumsjahr ziehen. Das Emissionsgeschäft verlief 2023 plangemäß und für unsere Anleihe-Investoren mit pünktlichen Zins- und Rückzahlungen. 2023 war geprägt von zwei Anleihe-Vollplatzierungen: dem „reconcept Solar Bond Deutschland“ im Volumen von 12,5 Millionen Euro Anfang des Jahres und dem „reconcept Solar Bond Deutschland II“ in Höhe von 14 Millionen Euro im August. Neben diesen beiden Erfolgen im Asset Management durften wir uns zudem über zwei Auszeichnungen freuen: Der externe Nachhaltigkeitsmanager CO2-positiv!, der den CO-Fußabdruck von reconcept jährlich berechnet und mit uns Wege aufstellt, wie wir als Firma unsere CO-Emissionen weiter reduzieren sowie neutralisieren, verlieh uns erneut das Zertifikat „klimaneutrales Unternehmen“. Auch konnten wir zum wiederholten Male die Auszeichnung „Top-Anbieter für Grüne Geldanlagen“ vom Finanzportal fingreen.de entgegennehmen.

Glückwunsch. Eine Rückfrage zur erfolgreichen Vollplatzierung der zwei Solar bzw. Green Bonds: Womit lässt sich die starke Investorennachfrage maßgeblich begründen?

Erneuerbare Energien bleiben ein Wachstumsmarkt. Trotz Lieferkettenproblemen und der Volatilität auf den globalen Energiemärkten schreitet der Zubau sauberer Stromkapazitäten voran. Bloomberg geht für 2023 von einem Anstieg der installierten Kapazität von weltweit 18 Prozent auf mehr als 450 Gigawatt aus. Nachhaltige Zukunftsenergien spielen daher auch eine stark wachsende Rolle in den Portfolios. 2022 überstiegen laut dem Finanzinformationsdienst Bloomberg die weltweiten Investitionen in „Clean Technology“ erstmals die Marke von 1,0 Billion US Dollar – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 46 Prozent. Der größte Anteil, 495 Milliarden US-Dollar, floss dabei in erneuerbare Energien. Diese Rekordinvestitionen zeigen einmal mehr, dass „Impact Investing“ zu den nachgefragten Anlagestrategien der heutigen Zeit gehört. Mit Blick auf unsere beiden Solar Bonds möchte ich zudem hervorheben: Die Nachfrage bei Anlegern war enorm, wir haben die Volumina der Bonds mehrfach aufstocken können. Überzeugt hat natürlich das florierende Investitionsumfeld für Solarenergie in Deutschland, aber auch unsere attraktiven Zinskonditionen von 6,75 Prozent p. a. über 6 Jahre.

Boomende Solarbranche – gutes Stichwort. Welche Marktchancen sehen Sie?

Unser Fokus liegt in Deutschland auf Photovoltaik (PV) – aus guten Gründen. PV ist einer der günstigsten Energieträger überhaupt und gehört heute schon zu den wichtigsten Stromerzeugungsquellen. Zudem beflügeln Aspekte wie sinkende Stromgestehungskosten und eine mittlerweile hohe Akzeptanz von Solarparks in der Bevölkerung den PV-Bereich. Ebenso treibt das ehrgeizig gesetzte Ziel der Politik, bis 2030 die installierte Leistung von Solarenergie bundesweit von aktuell rund 80 auf 215 Gigawatt-Peak (GWp) zu vervielfachen, den Ausbau der Solarwirtschaft voran. Um eine Beschleunigung in den Ausbauprozess zu bekommen, wurde Anfang Mai vom Bundeswirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit den Ländern und Verbänden eine Photovoltaik-Strategie aufgesetzt. Zu den beabsichtigen Schritten gehören zum Beispiel schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren bei Freiflächenanlagen, die Förderung von Dachanlagen im Gewerbe und die Stärkung der Teilhabe von Kommunen und Bürgerinnen und Bürgern. Die dazu notwendigen Maßnahmen werden in zwei Solarpaketen gesetzlich verankert. Das erste Solarpaket wurde bereits Mitte August von der Bundesregierung beschlossen. Die in diesem Paket enthaltenen Maßnahmen sollen unter anderem helfen, das oft herausfordernde Bürokratie-Dickicht zu bekämpfen und den Zubau in der Freifläche zu steigern. Klingt nach einem guten Weg, den wir jetzt in der Praxis umgesetzt sehen wollen. Wir werden unseren Beitrag als Projektentwickler und Asset Manager dazu leisten.

Das bedeutet, Sie setzen weiterhin auf die Assetklasse „Solarenergie“?

Das Thema „Nachhaltigkeit“ ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen, und erneuerbare Energien spielen eine Schlüsselrolle beim Erreichen der globalen Ziele zur CO-Emissionsreduktion. Die Solarenergie nimmt dabei mit ihrem Potenzial eine der zentralen Positionen ein – und allein in der Pipeline unseres Projektentwicklungsteams für den deutschen Markt befinden sich rund 50 Solarprojekte mit etwa 870 Megawatt-Peak. Diese und noch weitere PV-Projekte möchten wir gemeinsam mit Flächeneigentümern als unseren Verpächtern, mit Gemeinden, Geschäftspartnern und Investoren projektieren und umsetzen. Also „ja“ wir setzen weiterhin auf die Assetklasse „Solarenergie“. Die Windkraft verlieren wir jedoch nicht aus dem Auge. Zudem sondieren wir aktuell Kooperationen und ggf. Unternehmensbeteiligungen im Umfeld der grünen Energien. reconcept steht für 100 Prozent Erneuerbare. In dieser Rolle denken wir ganzheitlich.

Sind neue Produkte in der Vorbereitung?

Sicher, wir werden unsere Green-Bond-Serie 2024 fortsetzen. Wichtig ist uns auch, unser Service-Angebot für Investoren wie Vertriebspartner weiter auszubauen. Dafür werden wir unsere Prozesse noch umfassender digitalisieren. Kunden wie Vertriebspartner wollen ihre Entscheidungen oftmals 24/7 und mobil vollziehen können. Mit einer Online-Zeichnungsstrecke, die reconcept bereits seit einiger Zeit im Serviceportfolio integriert hat, begegnen wir diesem Trend. Unsere Erfahrung: Berater und Vermittler, die diese digitale Lösung mit uns gemeinsam anbieten, erleben seitens der Kunden ein positives Echo. Deshalb ist es uns ein Anliegen, diesen Service zu ergänzen. Unser Anspruch ist es, Business-Beziehungen und -Prozesse smart und transparent abzubilden.

reconcept hat jüngst über eine Presseinformation eine verstärkte Internationalisierung angekündigt. Was genau planen Sie?

Wir wollen unsere internationale Präsenz ausbauen, also auch über die Grenzen unserer aktuellen Fokusmärkte Deutschland, Finnland und Kanada hinaus in Erneuerbare Energien investieren und dort eigene Projekte entwickeln bzw. deren Umsetzung managen. Unser Investmentteam evaluiert dafür die Rahmenbedingungen vor allem für Solar- und Windkraft in ausgewählten internationalen Wachstumsmärkten. Nicht zuletzt mit Blick auf deren Investitionssicherheit. Zusätzlich suchen wir gezielt Partnerschaften mit lokal verankerten Organisationen bzw. Unternehmen im Erneuerbare-Energien-Sektor.

Wir danken Ihnen fürs Gespräch, Herr Jessen!