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Mit reconcept in nachhaltige Projekte investieren

Karsten Reetz, Geschäftsführer der reconcept Gruppe, im Interview

 

Herr Reetz, bitte stellen Sie uns reconcept einmal kurz vor.

KARSTEN REETZ: Wir sind Experten für Investitionen in Erneuerbare Energien – wir verbinden neue Energieprojekte mit Investoren, und dies mit inzwischen mehr als 20-jähriger Erfahrung. Damit gehört reconcept zu den Pionieren am Markt der grünen Geldanlage.

Gemeinsam mit derzeit mehr als 10.000 Privatanlegern und -anlegerinnen haben wir über unsere grünen Anleihen und Beteiligungsangebote rund 230 Wind-, Wasser- und Solarkraftwerke im In- und Ausland realisiert.

Neben dem deutschen Energiemarkt eröffnen wir Investitionsmöglichkeiten in Finnland und Kanada. Die Projektfinanzierung ist somit ein wichtiges Standbein von reconcept, darüber hinaus arbeiten wir als Projektentwickler.  Hierfür haben wir eigene Joint-Ventures mit Windpark- sowie Solarparkentwickler gegründet. So entstehen gemeinsam solide, nachhaltige Erneuerbare-Energien-Anlagen. Projekte, die auch kommenden Generationen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen – und dies inzwischen seit 22 Jahren.

Welche Vorteile hat man als Kunde*in durch eine nachhaltige Geldanlage bei reconcept?

Wir bieten ausschließlich ökologische, nachhaltige Kapitalanlagen an. Unsere Anleger – private wie Großinvestoren – beteiligen sich mittelbar am Bau und Betrieb von Wind-, Solar- und Wasserkraftwerken, im Gegenzug erhalten sie attraktive Auszahlungen bzw. Zinsen, die deutlich über dem aktuellen Zinsmarkt liegen.

Dabei profitieren unsere Investoren von unserer langjährigen Markterfahrung. reconcept verfolgt ein aktives Performance-Management. Unsere Investoren können sich auf unser weites Netzwerk und  langjähriges Know-how bei Transaktionen, dem Projektmanagement in der Bauphase und während des laufenden Fonds- bzw. Asset Management verlassen.

Nachhaltigkeit - Welche Rolle spielt das Thema innerhalb Ihres Unternehmens und auf welche Aspekte legen Sie besonders großen Wert?

Als reconcept 1999 eine der ersten Windenergiebeteiligung überhaupt auf den Markt brachte, waren grüne Investments noch eine Nische und Erneuerbare Energien galten als nice to have. Nur wenige konnten sich vorstellen, dass wir uns dank Sonne, Wind und Wasser zuverlässig mit Strom versorgen können. reconcept war schon damals überzeugt: die Energie-Zukunft ist grün und mit nachhaltigen Investments lässt sich zudem ganz gut verdienen. Nachhaltigkeit ist somit Teil unserer Unternehmens-DNA.

Wir konzipieren Geldanlagen, die einen Beitrag für mehr Klimaschutz und zur Energiewende haben. Unsere Kapitalanlagen müssen aber zugleich den langfristigen Ertrag und Erfolg für unsere Anleger im Fokus haben. Wir legen daher sehr viel Wert auf unabhängige Gutachter, die unsere Projekte und auch unsere Finanzkalkulationen auf ihre Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit prüfen. Zudem begleiten uns Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte bei Projektanbahnungen. Im Geschäftsalltag ist uns zudem Verlässlichkeit in der Zusammenarbeit sehr wichtig. Vertrauen, Zuverlässigkeit sowie Transparenz sind daher für uns keine Floskeln, sondern gehören zum gelebten Tagesgeschäft der reconcept Gruppe.

Nennen Sie uns ein Beispiel eines Projektes, das aktuell über eine Kapitalanlage von reconcept finanziert wird.

Meeresenergie! Wir finanzieren derzeit den Bau und Betrieb eines innovativen und technologisch neuartigen Gezeitenkraftwerkes - FORCE 1 genannt. Projektstandort ist die Bay of Fundy in der kanadischen Provinz Nova Scotia. Die Bay of Fundy ist bekannt für den höchsten Tidenhub der Welt von 13 bis 16 Metern. Zum Vergleich: Die Wasserstände der Nordsee variieren mit den Gezeiten im Allgemeinen um ca. zwei bis drei Meter, in der Ostsee nur wenige Zentimeter. Geplant sind drei schwimmende Kraftwerke mit jeweils sechs steuerbaren Unterwasserturbinen. Die Anlagen können sich selbstständig nach der wechselnden Strömung in alle Richtungen ausrichten und eignen sich daher speziell für den Betrieb in Gezeitengewässern.

Die großen Vorteile von Gezeitenkraftwerken sind ihre Berechenbarkeit. Während die Solar- und Windenergie vom Wetter abhängen, sind Gezeitenkraftwerke in der Lage, rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr Strom zu liefern. Denn solange der Mond um die Erde kreist, wird es Gezeitenenergie geben – vorhersehbar und damit kalkulierbar. Das macht sie energiepolitisch interessant und zudem zu einem attraktiven Investitionsvorhaben. Und FORCE 1 ist erst der Auftakt. Wir planen bereits FORCE 2 bis FORCE 4 - u.a. dient hierfür das Anleihekapital unseres neuen "Green Bond I". 

Für welche Kundengruppen sind Ihre Geldanlagemöglichkeiten geeignet?

Unsere Angebote eignen sich für Anleger, die wissen wollen, wie ihr Geld arbeitet. Wir bieten unseren Kunden umfassende Informationen, in welche Projekte Gelder fließen. Beteiligungen sind ab ca. 10.000 Euro möglich, in unseren festverzinsten Green Bond kann ab 1.000 Euro investiern. Unsere Angebote eignen sich somit für eher vermögende Anleger, denn mit Blick auf die Risikostreuung ist es empfehlenswert, stets nur einen Teil seines Vermögens in eine Anlage zu investieren.

Anleger sollten sich zudem fragen, wie lange ihr Geld arbeiten soll. Während unser aktueller Green Bond I über 5 Jahre läuft, ist die Laufzeit von Beteiligungsangeboten mit 10, 15 oder gar mehr Jahren deutlich länger. 

Zu beachten ist auch, dass unsere Geldanlagen unternehmerischen Charakter haben, ein Vergleich mit festverzinslichen Sparprodukten ist daher nur eingeschränkt möglich. Anleger mit geringer Kapitalmarkt-Erfahrung sollten unserer Meinung nach vor einer Investition einen Berater konsultieren.

Nach der Investitionsentscheidung für eine unserer grünen Geldanlagen ist der Aufwand für Anleger jedoch überschaubar. Anders als beispielsweise bei Aktien, deren Börsenentwicklung man immer im Auge behalten sollte oder bei Eigentumsimmobilien, die zu vermieten, instand zu halten und zu bewirtschaften sind.

Welche aktuellen Trends und Entwicklungen finden Sie im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen besonders spannend?

Da gibt es zwei bedeutende Trends. Erstens: Das Interesse an nachhaltigen Investments nimmt von Jahr zu Jahr zu – seit 2010, dem Beginn der Markterhebungen des europäischen Dachverbands Eurosif, mit zweistelligen Wachstumsraten. Allein 2019 flossen weltweit 363,3 Mrd. US-Dollar in Erneuerbaren Energien – mehr als doppelt so viel wie in fossile und nukleare Kraftwerke. So bringen Investoren Unternehmen zum Umdenken, denn Produzenten klimaschädlicher fossiler Energien landen kurzerhand auf der roten Liste. Investoren setzen stattdessen verstärkt auf die Energiewende. Erstens, um bessere Ergebnisse im Niedrigzinsumfeld zu erzielen. Zweitens, um sich vor „Stranded Assets” (ökonomisch gescheitertem Kapital) zu schützen. Da Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf der Ausbeutung fossiler Reserven basiert, voraussichtlich massiv an Wert verlieren werden. Das Bewegen von Kapital ist tatsächlich eine starke Kraft.

Der zweite Trend heißt: Vor allem Profis investieren grün – also institutionelle Investoren wie Stiftungen oder Pensionskassen. Der Anteil von Privatanlegern in grüne Investments stagniert seit Jahren und liegt bei rund 10 Prozent. Privatanleger haben somit Aufholbedarf.

Was würden Sie in Ihrer Branche gerne ändern, damit mehr Nachhaltigkeit integriert wird?

Mit Blick auf die Erneuerbaren Energien in Deutschland sollten den hehren Worten von Klimaschutz deutlichere politische Taten folgen. Es ist doch paradox: Noch nie wurde so viel Wind- und Sonnenstrom in deutsche Netze eingespeist – rund 40 Prozent unseres Bruttostromverbrauchs wird durch Erneuerbare Energien gedeckt. Mit 113 Gigawatt verfügt Deutschland über die drittgrößten Kapazitäten an Erneuerbaren Energien weltweit – hinter China und den USA. Doch der Motor dieser Entwicklung in Deutschland, das um die Jahrtausendwende eingeführte Erneuerbare-Energien-Gesetz, wurde politisch abgewürgt, die Ausbauziele für neue EE-Anlagen reduziert und die Genehmigungsvergabe für neue Windenergieanlagen verkomplizieren sich zunehmend. Dabei müssen Erneuerbare Energien den Atom- und Kohleausstieg kompensieren und zusätzlich sauberen Strom für die Sektorenkopplung bereitstellen. Hierfür fehlen nach wie vor der Plan und die geeigneten Rahmenbedingungen. Es hapert an einer überzeugenden Umsetzungsstrategie. An Zielen herrscht in der deutschen Politik zwar kein Mangel, an klaren Handlungsstrategien, die dazu passen, dagegen schon. Ohne eine erhebliche Kurskorrektur wird Deutschland seine selbstgesteckten Klimaschutzziele nicht erreichen, da sind sich Wissenschaft und Wirtschaft einig.

Unsere Branche der Erneuerbaren Energien kann zudem einen wichtigen Beitrag für den wirtschaftlichen Neustart nach der COVID-19-Krise leisten. Der Ausbau von Wind- und Solarkraft kann nicht nur die derzeit rund 140.000 Arbeitsplätze der Branche sichern, auch gute Arbeitsplätze im deutschen Maschinen- und Anlagenbau würden dadurch stabilisiert, auch Jobs im Bereich Service und Wartung, wo überwiegend regional agierende kleinere bzw. mittelständische Unternehmen zu finden sind. Und Kommunen erhalten dadurch sichere Steuererträge.

Ein Aktionsplan zum Ausbau der erneuerbaren Energien mit deutlich höheren Ausbauzielen könnte somit doppelte Abhilfe schaffen: mehr Klimaschutz und ein Wiedererstarken der Wirtschaft nach Corona.