Nachrichten, die uns bewegen: Feuerbrünste in Kanada

Es gibt Nachrichten, die uns alle deutschen Gegenwartskonflikte relativieren lassen. Dazu gehören auch die Nachrichten aus Kanada, wo seit Wochen Feuerbrünste weite Wälder vernichten und ganze Ortschaften unbewohnbar machen. Vielleicht fragen Sie sich: reconcept – Sie sind doch auch in Kanada unterwegs. Was können Sie berichten?

Lesen Sie hier eine persönliche Einschätzung von Knut Voigtländer, Geschäftsführer unserer Dependance in Kanada.

Im Mai traf es den Westen Kanadas. In der Provinz Alberta ist eine Fläche in der Größe Schleswig-Holsteins abgebrannt. Derzeit fressen sich neu entfachte Waldbrände durch den Osten Kanadas. Aktuell gibt es landesweit mehr als 400 Feuer, mehr als die Hälfte davon seien außer Kontrolle geraten. Laut des Canadian Institute of Forestry sind in diesem Jahr 3,8 Millionen Hektar Wald landesweit verbrannt. Ein selbst für Kanada, wo Waldbrände alljährlich dazugehören, beispielloses Ausmaß. Und dabei ist davon auszugehen, dass die Brände noch weitere Wochen zündeln werden. Denn die Waldbrandsaison ist erst gestartet.

Ebenfalls betroffen ist aktuell die Provinz Nova Scotia, vor allem die Region um Halifax. Laut der Umweltbehörde National Resources Canada ist dort eine riesige Fläche von rund 6.000 Hektar in Flammen aufgegangen. Das entspricht etwa 8.400 Fußballfeldern. Der Notstand wurde ausgerufen und die Evakuierung für mehrere Ortschaften eingeleitet. 16.400 Menschen mussten ihre Häuser zur Sicherheit verlassen. Und noch immer kämpfen die Feuerwehrleute in und um Halifax gegen das Inferno. Meines Wissens gibt es bisher keine Vermissten oder Todesfälle. Doch wenn dir dein Haus vor den eigenen Augen runterbrennt und alles Hab und Gut damit verloren ist, hast du keine andere Wahl, als neu anzufangen. Das ist sehr hart.

Unser Team arbeitet von Toronto aus. Ontarios Hauptstadt ist seit Tagen in einem unheimlichen Dunst gehüllt und es riecht nach Rauch. Die Luftqualität ist miserabel. Seit rund einer Woche gilt für Toronto eine Luftqualitätswarnung, vor Outdoor-Aktivitäten wird gewarnt und Schüler dürfen zuhause bleiben. Doch vergleichbar ist dies doch alles eher harmlos. 

Unser Team und ihre Familien sind von den Feuern persönlich nicht betroffen – Gott sei Dank. Doch jede/r von uns kennt Betroffene und fühlt mit. Wir alle haben die erschreckenden Bilder gesehen. Unser Mitgefühl ist bei den Betroffenen. 

Gleichzeitig sind die Brände ein erneutes Alarmzeichen: Angesichts des Klimawandels warnen Experten seit langem, dass die Häufigkeit und Intensität von Waldbränden zunehmen werden. Das erleben wir gerade in Kanada – und auch in Deutschland wird es trockener mit steigender Waldbrandgefahr. Bei Jüterbog in Brandenburg brennt es beispielsweise seit Tagen, und auch am Brocken wurden jüngst die ersten Waldbrände gelöscht.

Wir müssen wegkommen von den großen Mengen an Treibhausgas-Emissionen. Erneuerbare Energien sind ein wichtiger Schlüssel für eine klimafreundliche Wirtschaft. Globales, systemisches Handeln ist notwendig, um den Kurs noch rechtzeitig umzusteuern. Doch auch als Einzelne/r kann man Einfluss nehmen – zum Beispiel mit der richtigen Geldanlage-Entscheidung.

* Das Gespräch mit Knut Voigtländer fand vor dem Wochenende statt. Größenangaben zu den Brandflächen können daher von aktuellen Presseangaben abweichen.