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„Mit 10,7 Mio. Euro konnten wir das ursprüngliche Emissionsvolumen bereits überschreiten“

Karsten Reetz, reconcept-Geschäftsführer, im Interview mit dem Magazin BondGuide

Nach der erfolgreichen Emission eines Green Bonds im Jahr 2020 emittierte reconcept ihren zweiten Green Bond, der an der Börse Frankfurt via Kauforder gezeichnet werden kann. Der Kupon beträgt 6,25% p.a. bei einer Laufzeit von 6 Jahren und einem Volumen von bis zu 15 Mio. Euro. Der Green Bonds konnte bereits seit September über die Website des Unternehmens gezeichnet werden. Mit 10,7 Mio. Euro konnte das ursprünglich geplante Emissionsvolumen von 10 Mio. Euro bereits überschritten werden, die reconcept-Geschäftsführer Karsten Reetz im Gespräch mit GREEN BONDS erläutert. Genutzt werden soll das zufließende Kapital vorwiegend für Investments in den Kernmärkte Deutschland, Finnland und Kanada,

GREEN BONDS: Was hat sich seit unserem letzten Gespräch (im September) getan?

Reetz: Sehr viel Positives. In Kanada haben wir beim Gezeitenkraftwerk im Rahmen des 2. Bauabschnitts alle erforderlichen Verträge abgeschlossen. Zudem finden mit unserem Partner und der finanzierenden Bank bereits aussichtsreiche Gespräche über weitere Projekte in Kanada statt. In Finnland haben wir derweil unsere Pipeline ausgebaut und gleichzeitig weitere Meilensteine in der Projektentwicklung der bestehenden Parks erreicht. In Deutschland haben wir unser Portfolio um einen weiteren Windpark in Baden-Württemberg erweitert. Darüber hinaus wurden wir von den Experten von CO2-positiv! für 2020 und nachträglich für 2019 als klimaneutraler Asset Manager zertifiziert.

GREEN BONDS: Welche Erwartungen haben Sie an die neue Bundesregierung?

Reetz: Wir sind guter Dinge, dass die neue Bundesregierung bei Energiefragen und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien mehr liefert als die alte. Das erklärte Ziel, dass Deutschland bis 2030 80% seines Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen soll, sehen wir sehr positiv. Gleiches gilt dafür, dass der neue politische Wille nicht nur Solar-, sondern auch Windenergie begünstigen dürfte. Allerdings bedarf es hierzu dringend einer Verschlankung der Genehmigungsverfahren, was uns in der Projektentwicklung deutlich zugutekäme.

GREEN BONDS: Die neue Anleihe kann man seit September über Ihre Website zeichnen und ab 10. Januar über die Börse. Welches Volumen konnten Sie bisher platzieren?

Reetz: Mit 10,7 Mio. Euro konnten wir das ursprüngliche Emissionsvolumen bereits überschreiten. Deshalb haben wir uns entschieden, das Volumen auf bis zu 15 Mio. Euro zu erhöhen. Zusammen mit unserem überzeugenden Anleihekonzept und den glänzenden Marktperspektiven stimmt uns dieses Ergebnis für die weitere Platzierung sehr positiv.

GREEN BONDS: Bei vielen Projektentwicklern gab es bedingt durch die Corona-Pandemie Verzögerungen bei Projekten. Wie ist die Situation bei Ihnen?

Reetz: Auch bei uns kam es vereinzelt zu coronabedingten Verzögerungen, aber es wurden keine Projekte gecancelt. Wir sprechen hier von Zeiträumen, die in Relation zur Gesamtentwicklungszeit noch beherrschbar sind.

GREEN BONDS: Wo realisieren Sie PV-Projekte in Deutschland?

Reetz: Unser Fokus liegt derzeit in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Dort verfügen wir bereits über eine Photovoltaik-Pipeline von 520 MWp. Zusätzliche 500 MWp sollen in den nächsten eineinhalb Jahren durch die Erweiterung unseres Teams und die Ausweitung auf andere Bundesländer hinzukommen.

GREEN BONDS: Stichwort Investor Relations: Werden Sie auch nach Platzierung der Anleihe kontinuierlich kommunizieren?

Reetz: Ja, denn eine kontinuierliche und transparente Kommunikation gehören seit jeher zu unserem Selbstverständnis. Was unsere Anleger auf der Seite unserer Vermögensanlagen schon seit Jahren kennen, soll natürlich auch für Investoren unserer börsennotierten Wertpapiere gelten. Deshalb war es für uns eine logische Konsequenz, dass wir uns im Rahmen beider börsennotierter Green Bonds freiwillig zu mehr Transparenz verpflichtet haben.

GREEN BONDS: Wo sehen Sie das Unternehmen am Laufzeitende und wie ist die Rückzahlung der Anleihe sichergestellt?

Reetz: Die Weichen sind ganz klar auf Wachstum gestellt. Indem wir die Potenziale in unseren drei Kernmärkten Deutschland, Finnland und Kanada konsequent nutzen, werden wir uns als europäischer mittelständischer Projektentwickler und Asset Manager fest etablieren. Die Rückzahlung des Green Bond II werden wir aus den zu erwartenden, erfolgreichen Projektentwicklungen und -verkäufen sicherstellen.

GREEN BONDS: Viele größere institutionelle Investoren kaufen lieber große Projekte, auch die Multiples sind höher, denn man macht lieber eine Due Diligence (DD) als 20 DDs. Bevorzugen Sie auch größere Projekte?

Reetz: Wir haben keine Präferenz, was die Projektgröße betrifft. Zudem gilt ja bekanntermaßen: „Kleinvieh macht auch Mist“ – das hat mir mein Vater beigebracht. In der Vergangenheit haben wir unsere Erfolge mit vergleichsweise kleineren Projekten erzielt. Bei Großprojekten profitieren wir natürlich von einer gewissen Skalierbarkeit bei den Entwicklungskosten. Dadurch entstehen aber auch ein gewisses Klumpenrisiko und ein mögliches Akzeptanzrisiko gegenüber den Anwohnern. Als flexibler und agiler Mittelständler sind wir in der glücklichen Lage, sowohl kleinere als auch größere Projekte erfolgreich entwickeln zu können. Das haben wir bereits mehrfach erfolgreich bewiesen.

GREEN BONDS: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Schiffmacher,
https://www.green-bonds.com/https://www.fixed-income.org/